Die Geschichte des Regiments von 1740 – 1778

Die Geschichte dieses bevorzugten, jedoch im Siebenjährigen Kriege durch die Unglücksfälle von Kunersdorf und Maxen zerknickten „Fürstenregiments“ endete am 7. November 1806 mit Blüchers Kapitulation von Ratkau. Die Grenadiere aus der Uckermark haben von Anfang bis zum Ende des drei Kriege umfassenden schweren Ringens um Schlesien ihren Mann gestanden. Zusammen mit den Kompanien des Regiments No. 24 (v. Schwerin) mit Major Martin Anton Frhr. V. Puttkamer (InfRgt 24) als erstem Kommandeur, gehörten sie zu den Truppen, die den Orlog am 16. Dezember 1740 eröffneten. Schon im Februar 1742 ergab sich eine andere Zusammensetzung, als die in Mähren vorrückenden Regimenter ihre Grenadiere zum Teil kompanieweise im rückwärtigen Sicherungsdienst belassen mußten, zum anderen aber in Bataillonen für besondere Kampfaufgaben formierten. Die Eliten von No. 12 und No. 17 (de la Motte) traten zu einem solchen Verband zusammen, den Major Karl Wilhelm v. Jeetze (I. Btl. Garde) erhielt. Das Bataillon wurde dem Prinzen Dietrich von Anhalt-Dessau unterstellt, der mit seinem Korps die ungarischen Insurgenten aus dem Grenzgebiet vertrieb.

 
Britische Infanterie bildet bei Quatre Bras
ein „bataillon carrèe“
Im April marschierten die Grenadiere unter Führung des Königs nach Böhmen, worauf die Schlacht von Chotusitz folgte. Zu Beginn des 2. Schlesischen Kriegers schwadronierten die Kompanien der Regimenter No. 12 und No 21 (v. d. Marwitz) zum Batallion des Majors Christoph Georg von Luck (InfRgt No. 10), doch nur bis zum Fall von Prag, danach mit den Kompanien des Reg. No. 29 (v. Borcke). Schon am 6.9. sind die Grenadiere ins Gefecht gekommen. Auf der Höhe von Beraun unweit von Prag haben sie durch damals selten voll geglücktes „bataillon carrèe“ mit ruhigem Salvenfeuer und mit dem Bajonett die attackierenden deutschen Reiter Maria Theresias zur Umkehr gezwungen.

Ein Vorhut- und ein Nachhutgefecht, dazwischen die Flußsicherung an der Elbe, kennzeichneten den weiteren Verlauf des mißglückten Feldzuges von 1744. Im nächsten Jahr waren die Grenadiere an der Aktion beteiligt, die durch ihren erfolgreichen Abschluß den großen Siegestriumpf von Hohenfriedeberg (heute: Dobromierz) ankündigte. Oberst v. Winterfeld hatte sie zu einem Erkundungsvorstoß ins Waldenburger Bergland mitgenommen. Am 22. Mai traf das Detachement – vier Grenadierbatallione, die Fußjägerkompanie und vier Kavallerieregimenter – bei Landeshut (heute: Kamienna Góra) auf überlegenden Feind. Die Preußen standen vorsorglich bei Gerichtsberg in verdeckter Aufstellung, und als sie angegriffen wurden, warfen sie die Österreicher – irreguläre Streifscharen, reguläre Infanterie und Kavallerie – in einem sehr beweglich geführten Abwehrgefecht zurück. Die Grenadiere fochten in wendigem Wechsel von draufgängerischem Bajonettstoß und stehendem geschlossenem Salvenfeuer mit lobenswerter „Contenance“ das Batallion Luck mit einem Verlust von sieben Toten und 30 Verwundeten. Der Kampf bei Landeshut hatte nicht nur Gewissheit über die Anmarschrichtung des Feindes, gebracht, sondern auch den Austritt des österreichischen Hauptheeres aus dem Gebirge in die schlesische Ebene verzögert, wodurch der König Zeit für seine Gegenmaßnahmen gewann. Winterfeld erhielt den verdienten Lohn durch die Beförderung zum Generalmajor. Nach der Schlacht von Hohenfriedeberg, die für die Grenadiere bei der Avant-Garde vor Pilgramshain im Unterschied zur Kavallerie mehr als Demonstration – Verlust ein Toter und ein Verwundeter – abgelaufen war, bekam auch das Bataillon Luck in Böhmen die sehr nachteiligen Nadelstiche des Kleinen Krieges zu spüren. Da die Österreicher die große Überlegenheit ihrer leichten Truppen gegen die Versorgungswege des preussischen Heeres ins Spiel brachten, war der König zu mehrfachen Detachierungen gezwungen, die seine Streitkräfte erheblich schwächten. Die Lage wurde umso schwieriger, je länger die Zeit des Abwartens in der Abhängigkeit von den Bewegungen des Feindes ohne Aussicht auf eine politische Kriegswende andauerte. Am Tage vor Soor standen die Grenadiere abseits bei Landeshut. Als der Winterfeldzug begann, waren sie zum Schutz der Bäckerei in Bunzlau zurückgelassen worden. Die Gefangennahme der Husarenabteilung in Löwenberg bildete den Schlusspunkt. Noch ehe der Siebenjährige Krieg ausbrach, war das Regiment No. 12 bereits am 26. Juni zusammen mit den zum Schutz Ostpreussens bestimmten Truppen des Reservekorps mobilgemacht worden, die dann Anfang Dezember aufgrund veränderter Lage von Pommern nach der Lausitz marschierten. Bei vorheriger Formierung ihrer Grenadiere hatten die Kompanien der beiden Fürstenregimenter No. 12 und No. 39 (Jung-Braunschweig) ein Bataillon unter Major Joachim August v. Waldau (InfRgt No. 12) gebildet. Mit der Armee-Abteilung des Herzogs von Bevern zog es im Frühjahr 1757 über Reichenberg- am dortigen Treffen als Bagagesicherung nicht beteiligt – auf beide böhmische Schlachtfelder von Prag und Kolin. Schon der erste blutige Verlust von 22 Toten und 220 Verwundeten hatte zu kurzfristiger Zusammenlegung mit dem noch übler dezimierten Bataillon Fink (13/26) genötigt. Vor der nächsten Schlacht wieder selbstständig, zählte der Bestand des Bataillons Waldau hinterher insgesamt noch 247 Mann; 73 Grenadiere, darunter auch ihr Kommandeur, waren gefallen, 30 waren verwundet. Setzt man die Verluste beider Schlachten zur Ausrückstärke der Frühjahrsaugmentation in Beug – das Bataillon Waldau stand auf meliertem Fuß mit 600 Gemeinen, da das kantonlose zweite Stammregiment No. 39 den hohen Etat nicht besaß – so ergibt sich allerdings ein relativ starker unblutiger Ausfall, über den keine Angaben vorliegen.

Nach der Schlacht von Kolin waren die drei Bataillone der linken Flanke (12/39, 13/26, 33/42) vereinigt worden, gleich denen der rechten. Auf dem Rückzug im Lager von Böhmisch-Leipa änderte sich die Formation, in dem das Bataillon Fink (13/26), das noch 318 Mann zählte, zur Armee des Königs abmarschierte. Da auch das Bataillon Möllendorf (9/10) ausschied, bildeten nun die vier schwächsten Koliner Grenadierbataillone

Karte zur Schlacht von Kolin

(12/39, 33/42 Nimschöwsky, 47/G VII Wangenheim und NGR/G III/G IV Kahlden) einen neuen kombinierten Verband. Seine Gesamtstärke betrug nach der Tagesliste vom 19. Juni rund 680 Mann. Da alle Kommandeure ausgefallen waren, mußte der Kapitän von Carlowitz (Btl Kahlden) die Führung übernehmen. Auf dem weiteren Rückzug ging das Bataillon mit einem Detachement des Gros der Armee des Prinzen von Preußen beschleunigt nach Zittau voraus, ohne unterwegs vom Feind behelligt zu werden. Im Lager von Bautzen, wo auch der linkselbisch zurückmarschierende Heeresteil eintraf, ließ der König sächsische Truppen – ein Regiment und zwei Grenadiereinheiten – auflösen und ihre Mannschaften unter die schwächsten preußischen Bataillone stecken. Davon erhielten am 30. August die vier Grenadierreste 460 Mann, so daß zwei kampfstarke Verbände von jeweils 560 Köpfen entstehen konnte, die Bataillone 12/39 und 33/42 miteinander vereinigt. Da Major v. Nimschöfsky, inzwischen von seiner Verwundung geheilt, wieder zur Verfügung stand, wurde er zum Kommandeur bestimmt.
Der Armee des Herzogs von Bevern zugewiesen, blieben die Grenadiere von den kommenden Kriegsereignissen weitgehend verschont. Als das Treffen bei Moys stattfand, sicherten sie das Hauptlager am Nordrand der Görlitzer Landeskrone. Nachdem das nächste Lager bei Liegnitz am 19. September bezogen war, schickte der bereits um seine Verbindung mit Breslau besorgte Herzog das Bataillon Nimschöfsky nach Neumarkt an die große Ost-Weststraße. Kaum angekommen, erhielt es den Befehl, gleich weiter nach Glatz zu ziehen, um der Festungstruppe als Rückhalt zu dienen.

Wilhelm Camphausen
Der Choral am Abend der Schlacht bei Leuthen.

Von dort beorderte der König die Grenadiere nach dem Sieg bei Leuthen ins Feld zurück. Generalleutnant v. Fouqué führte sie zusammen mit einem Bataillon seines eigenen Regiments zum Korps Zieten, das den abziehenden Österreichern nicht energisch genug nachdrängte. Der General hatte nun selbst den Oberbefehl zu übernehmen und die Verfolgung wieder in Fluß zu bringen. Im Frühjahr 1758 wieder in alter Zusammensetzung (12/39) selbstständig, erhielt das Bataillon zugleich seinen neuen Kommandeur mit Major Abrahahm Friedrich v. Pieverlingk (InfRgt No. 12).

Außer einem Gefecht Anfang April im böhmischen Grenzgebiet mit feindlichen Vortruppen, die zurückgetrieben wurden, steht in den bis zur Schlacht von Hochkirch reichenden Kriegsanalen nichts notiert. Insoweit ist auch der verlorene mährische Feldzug für die Grenadiere ohne scharfe Aktion zu Ende gegangen. Am 14. Oktober hielten sie den Sicherungsposten im Dorf Kuppritz vor dem rechten Armeeflügel besetzt. Nach dem Eindringen des Feindes ins Lager von Südwesten und Süden her wich das Bataillon nordwärts aus und bildete mit den Resten der tapferen Verteidiger von Hochkirch eine neue Abwehrlinie. Da der ebenso erschöpfte Angreifer nicht mehr weiterstieß, konnten auch nennenswerte Verluste nicht entstanden sein. So ist das Bataillon Pieverlingk noch recht gekräftigt ins Kriegsjahr 1759 eingetreten. Bis dahin haben die Stammregimenter für eine gute Ergänzung sorgen können. Der fürstliche Chef vom Haus Braunschweig (No. 39) war dazu erst in späterer Zeit nicht mehr imstande. Da die Grenadiere zu den zurückgehaltenen Truppen der Hauptarmee im Schottseifener Lager gehörten, sind sie in der Folge der Ereignisse den ganzen Feldzug hindurch zwar durch Märsche strapaziert, aber dabei in kein einziges Gefecht verwickelt worden. Der nächste schwere Aderlaß kam jedoch im Jahr 1760.
Major v. Pieverlingk hatte im März eine Regimentskommandeursstelle erhalten, worauf Major Friedrich Ludwig v. Stechow (InfRgt No. 23) sein Bataillon übernahm. Es bedarf keiner Erklärung, warum es der König für seine Armee bestimmte.

 Nach dem schlimmen durch Kunersdorf und Maxen verursachten Kräfteschwund war er jetzt erst recht auf Kampfformationen mit guter Kernsubstanz angewiesen. Ein numerisch so schwaches Feldheer von knapp 100.000 Mann hatte bisher (1759-59) noch nie bereitgestanden, um den Kampf gegen die übermächtige Feindkoalition wieder aufzunehmen.
Sie schien durch wohlbegründete Hoffnungen jetzt noch fester entschlossen, den „bösen Mann“ aus Potsdam endlich zu überwinden und die Eroberung Schlesiens als Hauptzweck des neuen Feldzuges voranzustellen.

Szene aus der Schlacht bei Kunersdorf
(zeitgenössische Darstellung)

In der Schlacht von Liegnitz rückte das Bataillon Stechow auf dem äußersten linken Flügel in die Gefechtslinie ein, als Laudons Grenadierkoprs bereits bei Panten geschlagen war und seine über Bienowitz herankommenden Regimenter auf den Gegenangriff eines „Korps von Furien und Teufeln“ traf. Da aber die preußische Linie bei weiteren Vorgehen im durchschnittenen Gelände auseinandergeriet, fiel ihr österreichische Kavallerie in die Flanke. Die im Angriffseifer am weitesten abgekommenen Grenadiere wurden zuerst attackiert, umzingelt, niedergeritten und völlig zersprengt. Die Gegenattacke der Seydlitz-Kürassiere und Krockow-Dragoner, die den Kampf siegreich beendeten, hatte sie nicht mehr retten können. Die Verlustzahlen besagten alles: 74 Tote, 315 Verwundete, die Vermissten nicht mit eingerechnet. Der Rest gelangte mit rund 4.000 österreichischen Gefangenen, mit 80 erbeuteten Geschützen und mit den Verwundeten von Freund und Feind nach Breslau und blieb dort bis zum Feldzugsende. Die Regeneration erfolge im niederschlesischem Winterquartier bei den Truppen des Korps v. d. Goltz, mit dem das wiederhergestellte Bataillon im Juni 1761 Stellung vor Glogau gegenüber den Russen bezog.

 
Orden „Pour le Mérite“
Da der bei Liegnitz schwer verwundete Kommandeur bald darauf als Oberstleutnant gestorben war, Major v. Stechow hatte zuvor den Pour le mérite erhalten, aber auch der zum Nachfolger bestimmte Major Kurt Gottfried v. Görne (InfRgt No. 39) von seiner Schlacht erlittenen Blessur nicht wieder genas, führte at interim der Kapitän Friedrich Wilhelm v. Oelsnitz (InfRgt No. 39), in dem das Bataillon den Namen Görne beibehielt. Nach der Zeit im verschanzten Lager von Bunselwitz waren die Grenadiere mit dem Korps des Generalleutnants von Platen (10.000 Mann, dabei 4 Grenadierbataillone)

unterwegs, das in Polen Magazine zerstören und über die Oder abgezogene russische Armee um ihre Verbindungen mit der Weichsel besorgt machen sollte. Am 15. September gelang bei Gostyn ein beachtlicher Coup; die Eroberung des großen Nachschubkonvois. Fast 5.000 Fahrzeuge, die mit einem mehrwöchigen Proviantvorrat für die gesamte Streitmacht der Russen beladen waren, einige mit Geld und Munition, fielen in die Hände der Preußen. 1.800 Mann der Bedeckung gerieten in Gefangenschaft, dazu eine Beute von sieben Geschützen. Das Bataillon Görne hatte die Wagenburg mit dem Bajonett gestürmt. Das Gefecht bei Gostyn war eine lichtvoll herausragende Waffentat dieses düsteren Kriegsjahres, und sie hat die Stimmung im preußischem Herr spürbar angehoben. Daraufhin folgte das Korps dem Hilferuf des Herzogs von Württemberg nach Pommern, der sich vor Kolberg in bedrängter Lage befand. Dort schmolzen die Truppen in aufreibenden, doch vergeblichen Kämpfen, zuletzt auch noch unter den Härten des Winterkrieges, bis auf ihre Kernbestände zusammen. Mitte Dezember überquerten Platens Regimenter und Grenadiere die Oder und marschierten nach Sachsen weiter. Erst im April 1762 kehrten sie nach Schlesien zurück. Auch das Stammregiment No. 39 hatte den Orlog in Pommern miterlebt und mußte in die Festung Neiße gelegt werden, da es nicht mehr in voller Stärke auf die Beine kam. Das andre Regiment No. 12 war, nach Kunersdorf noch ein Bataillon zählend, bei Maxen in Gefangenschaft geraten und befand sich seit Frühjahr 1760 auf alten Fuß gesetzt in Schlesien. Das Bataillon Görne stand jetzt unter dem Befehl des Majors Gottlieb Friedrich von Tempsky (InfRgt No. 39). Vor Feldzugsbeginn befand es sich bei der Infanterie-Reserve der Hauptarmee im Kantonierungsquartier südlich Breslau, danach im ersten Treffen der formierten Schlachtordnung zusammen mit den beiden anderen noch bestehenden Grenadierbataillonen des ehemaligen Korps Platen im Verband der Brigade Knobloch.Der bereits befohlene Angriff gegen die Schanzen am Popelberge bei Burkersdorf in der gleichnamigen Schlacht brauchte zum Glück nicht mehr ausgeführt werden, da die Entscheidung an anderer Stelle fiel.

Der bereits befohlene Angriff gegen die Schanzen am Popelberge bei Burkersdorf in der gleichnamigen Schlacht brauchte zum Glück nicht mehr ausgeführt werden, da die Entscheidung an anderer Stelle fiel. Doch ein letzter schwerer Einsatz stand den Grenadieren noch bevor: die Belagerung von Schweidnitz. Sie endete erst am 63. Tag nach Eröffnung der ersten Parallele durch die Explosion des Pulvermagazins im Jauernicker Fort und eine gewaltige Minensprenung kurz darauf, nach wochenlangen außergewöhnlichen Strapazen in den regennassen Laufgräben.

Belagerungskarte von 1762

Als sich im April 1778 die Armee des Prinzen Heinrich zu versammeln begann, traten die Grenadiere der Regimenter No. 12 und No. 34 (Prinz Ferdinand) in Potsdam zusammen. Das Bataillon erhielt Major Lebrecht Friedrich von Brösigke als Kommandeur. Es rückte mit dem Korps Möllendorff in Böhmen ein, kam aber erst auf dem Rückzug der Nachhut während des Gefechts von Nickelsberg ins Feuer. Der Verlust betrug 5 Tote, 12 Verwundete.

 

mit freundlicher Genehmigung von Klaus Schäfer