Die Geschichte des Regiments von 1740 – 1778

Die Geschichte dieses bevorzugten, jedoch im Siebenjährigen Kriege durch die Unglücksfälle von Kunersdorf und Maxen zerknickten „Fürstenregiments“ endete am 7. November 1806 mit Blüchers Kapitulation von Ratkau. Die Grenadiere aus der Uckermark haben von Anfang bis zum Ende des drei Kriege umfassenden schweren Ringens um Schlesien ihren Mann gestanden. Zusammen mit den Kompanien des Regiments No. 24 (v. Schwerin) mit Major Martin Anton Frhr. V. Puttkamer (InfRgt 24) als erstem Kommandeur, gehörten sie zu den Truppen, die den Orlog am 16. Dezember 1740 eröffneten. Schon im Februar 1742 ergab sich eine andere Zusammensetzung, als die in Mähren vorrückenden Regimenter ihre Grenadiere zum Teil kompanieweise im rückwärtigen Sicherungsdienst belassen mußten, zum anderen aber in Bataillonen für besondere Kampfaufgaben formierten. Die Eliten von No. 12 und No. 17 (de la Motte) traten zu einem solchen Verband zusammen, den Major Karl Wilhelm v. Jeetze (I. Btl. Garde) erhielt. Das Bataillon wurde dem Prinzen Dietrich von Anhalt-Dessau unterstellt, der mit seinem Korps die ungarischen Insurgenten aus dem Grenzgebiet vertrieb.

 
Britische Infanterie bildet bei Quatre Bras
ein „bataillon carrèe“
Im April marschierten die Grenadiere unter Führung des Königs nach Böhmen, worauf die Schlacht von Chotusitz folgte. Zu Beginn des 2. Schlesischen Kriegers schwadronierten die Kompanien der Regimenter No. 12 und No 21 (v. d. Marwitz) zum Batallion des Majors Christoph Georg von Luck (InfRgt No. 10), doch nur bis zum Fall von Prag, danach mit den Kompanien des Reg. No. 29 (v. Borcke). Schon am 6.9. sind die Grenadiere ins Gefecht gekommen. Auf der Höhe von Beraun unweit von Prag haben sie durch damals selten voll geglücktes „bataillon carrèe“ mit ruhigem Salvenfeuer und mit dem Bajonett die attackierenden deutschen Reiter Maria Theresias zur Umkehr gezwungen.

Ein Vorhut- und ein Nachhutgefecht, dazwischen die Flußsicherung an der Elbe, kennzeichneten den weiteren Verlauf des mißglückten Feldzuges von 1744. Im nächsten Jahr waren die Grenadiere an der Aktion beteiligt, die durch ihren erfolgreichen Abschluß den großen Siegestriumpf von Hohenfriedeberg (heute: Dobromierz) ankündigte. Oberst v. Winterfeld hatte sie zu einem Erkundungsvorstoß ins Waldenburger Bergland mitgenommen. Am 22. Mai traf das Detachement – vier Grenadierbatallione, die Fußjägerkompanie und vier Kavallerieregimenter – bei Landeshut (heute: Kamienna Góra) auf überlegenden Feind. Die Preußen standen vorsorglich bei Gerichtsberg in verdeckter Aufstellung, und als sie angegriffen wurden, warfen sie die Österreicher – irreguläre Streifscharen, reguläre Infanterie und Kavallerie – in einem sehr beweglich geführten Abwehrgefecht zurück. Die Grenadiere fochten in wendigem Wechsel von draufgängerischem Bajonettstoß und stehendem geschlossenem Salvenfeuer mit lobenswerter „Contenance“ das Batallion Luck mit einem Verlust von sieben Toten und 30 Verwundeten. Der Kampf bei Landeshut hatte nicht nur Gewissheit über die Anmarschrichtung des Feindes, gebracht, sondern auch den Austritt des österreichischen Hauptheeres aus dem Gebirge in die schlesische Ebene verzögert, wodurch der König Zeit für seine Gegenmaßnahmen gewann. Winterfeld erhielt den verdienten Lohn durch die Beförderung zum Generalmajor. Nach der Schlacht von Hohenfriedeberg, die für die Grenadiere bei der Avant-Garde vor Pilgramshain im Unterschied zur Kavallerie mehr als Demonstration – Verlust ein Toter und ein Verwundeter – abgelaufen war, bekam auch das Bataillon Luck in Böhmen die sehr nachteiligen Nadelstiche des Kleinen Krieges zu spüren. Da die Österreicher die große Überlegenheit ihrer leichten Truppen gegen die Versorgungswege des preussischen Heeres ins Spiel brachten, war der König zu mehrfachen Detachierungen gezwungen, die seine Streitkräfte erheblich schwächten. Die Lage wurde umso schwieriger, je länger die Zeit des Abwartens in der Abhängigkeit von den Bewegungen des Feindes ohne Aussicht auf eine politische Kriegswende andauerte. Am Tage vor Soor standen die Grenadiere abseits bei Landeshut. Als der Winterfeldzug begann, waren sie zum Schutz der Bäckerei in Bunzlau zurückgelassen worden. Die Gefangennahme der Husarenabteilung in Löwenberg bildete den Schlusspunkt. Noch ehe der Siebenjährige Krieg ausbrach, war das Regiment No. 12 bereits am 26. Juni zusammen mit den zum Schutz Ostpreussens bestimmten Truppen des Reservekorps mobilgemacht worden, die dann Anfang Dezember aufgrund veränderter Lage von Pommern nach der Lausitz marschierten. Bei vorheriger Formierung ihrer Grenadiere hatten die Kompanien der beiden Fürstenregimenter No. 12 und No. 39 (Jung-Braunschweig) ein Bataillon unter Major Joachim August v. Waldau (InfRgt No. 12) gebildet. Mit der Armee-Abteilung des Herzogs von Bevern zog es im Frühjahr 1757 über Reichenberg- am dortigen Treffen als Bagagesicherung nicht beteiligt – auf beide böhmische Schlachtfelder von Prag und Kolin. Schon der erste blutige Verlust von 22 Toten und 220 Verwundeten hatte zu kurzfristiger Zusammenlegung mit dem noch übler dezimierten Bataillon Fink (13/26) genötigt. Vor der nächsten Schlacht wieder selbstständig, zählte der Bestand des Bataillons Waldau hinterher insgesamt noch 247 Mann; 73 Grenadiere, darunter auch ihr Kommandeur, waren gefallen, 30 waren verwundet. Setzt man die Verluste beider Schlachten zur Ausrückstärke der Frühjahrsaugmentation in Beug – das Bataillon Waldau stand auf meliertem Fuß mit 600 Gemeinen, da das kantonlose zweite Stammregiment No. 39 den hohen Etat nicht besaß – so ergibt sich allerdings ein relativ starker unblutiger Ausfall, über den keine Angaben vorliegen.

Nach der Schlacht von Kolin waren die drei Bataillone der linken Flanke (12/39, 13/26, 33/42) vereinigt worden, gleich denen der rechten. Auf dem Rückzug im Lager von Böhmisch-Leipa änderte sich die Formation, in dem das Bataillon Fink (13/26), das noch 318 Mann zählte, zur Armee des Königs abmarschierte. Da auch das Bataillon Möllendorf (9/10) ausschied, bildeten nun die vier schwächsten Koliner Grenadierbataillone

Karte zur Schlacht von Kolin

(12/39, 33/42 Nimschöwsky, 47/G VII Wangenheim und NGR/G III/G IV Kahlden) einen neuen kombinierten Verband. Seine Gesamtstärke betrug nach der Tagesliste vom 19. Juni rund 680 Mann. Da alle Kommandeure ausgefallen waren, mußte der Kapitän von Carlowitz (Btl Kahlden) die Führung übernehmen. Auf dem weiteren Rückzug ging das Bataillon mit einem Detachement des Gros der Armee des Prinzen von Preußen beschleunigt nach Zittau voraus, ohne unterwegs vom Feind behelligt zu werden. Im Lager von Bautzen, wo auch der linkselbisch zurückmarschierende Heeresteil eintraf, ließ der König sächsische Truppen – ein Regiment und zwei Grenadiereinheiten – auflösen und ihre Mannschaften unter die schwächsten preußischen Bataillone stecken. Davon erhielten am 30. August die vier Grenadierreste 460 Mann, so daß zwei kampfstarke Verbände von jeweils 560 Köpfen entstehen konnte, die Bataillone 12/39 und 33/42 miteinander vereinigt. Da Major v. Nimschöfsky, inzwischen von seiner Verwundung geheilt, wieder zur Verfügung stand, wurde er zum Kommandeur bestimmt.
Der Armee des Herzogs von Bevern zugewiesen, blieben die Grenadiere von den kommenden Kriegsereignissen weitgehend verschont. Als das Treffen bei Moys stattfand, sicherten sie das Hauptlager am Nordrand der Görlitzer Landeskrone. Nachdem das nächste Lager bei Liegnitz am 19. September bezogen war, schickte der bereits um seine Verbindung mit Breslau besorgte Herzog das Bataillon Nimschöfsky nach Neumarkt an die große Ost-Weststraße. Kaum angekommen, erhielt es den Befehl, gleich weiter nach Glatz zu ziehen, um der Festungstruppe als Rückhalt zu dienen.

Wilhelm Camphausen
Der Choral am Abend der Schlacht bei Leuthen.

Von dort beorderte der König die Grenadiere nach dem Sieg bei Leuthen ins Feld zurück. Generalleutnant v. Fouqué führte sie zusammen mit einem Bataillon seines eigenen Regiments zum Korps Zieten, das den abziehenden Österreichern nicht energisch genug nachdrängte. Der General hatte nun selbst den Oberbefehl zu übernehmen und die Verfolgung wieder in Fluß zu bringen. Im Frühjahr 1758 wieder in alter Zusammensetzung (12/39) selbstständig, erhielt das Bataillon zugleich seinen neuen Kommandeur mit Major Abrahahm Friedrich v. Pieverlingk (InfRgt No. 12).

Außer einem Gefecht Anfang April im böhmischen Grenzgebiet mit feindlichen Vortruppen, die zurückgetrieben wurden, steht in den bis zur Schlacht von Hochkirch reichenden Kriegsanalen nichts notiert. Insoweit ist auch der verlorene mährische Feldzug für die Grenadiere ohne scharfe Aktion zu Ende gegangen. Am 14. Oktober hielten sie den Sicherungsposten im Dorf Kuppritz vor dem rechten Armeeflügel besetzt. Nach dem Eindringen des Feindes ins Lager von Südwesten und Süden her wich das Bataillon nordwärts aus und bildete mit den Resten der tapferen Verteidiger von Hochkirch eine neue Abwehrlinie. Da der ebenso erschöpfte Angreifer nicht mehr weiterstieß, konnten auch nennenswerte Verluste nicht entstanden sein. So ist das Bataillon Pieverlingk noch recht gekräftigt ins Kriegsjahr 1759 eingetreten. Bis dahin haben die Stammregimenter für eine gute Ergänzung sorgen können. Der fürstliche Chef vom Haus Braunschweig (No. 39) war dazu erst in späterer Zeit nicht mehr imstande. Da die Grenadiere zu den zurückgehaltenen Truppen der Hauptarmee im Schottseifener Lager gehörten, sind sie in der Folge der Ereignisse den ganzen Feldzug hindurch zwar durch Märsche strapaziert, aber dabei in kein einziges Gefecht verwickelt worden. Der nächste schwere Aderlaß kam jedoch im Jahr 1760.
Major v. Pieverlingk hatte im März eine Regimentskommandeursstelle erhalten, worauf Major Friedrich Ludwig v. Stechow (InfRgt No. 23) sein Bataillon übernahm. Es bedarf keiner Erklärung, warum es der König für seine Armee bestimmte.

 Nach dem schlimmen durch Kunersdorf und Maxen verursachten Kräfteschwund war er jetzt erst recht auf Kampfformationen mit guter Kernsubstanz angewiesen. Ein numerisch so schwaches Feldheer von knapp 100.000 Mann hatte bisher (1759-59) noch nie bereitgestanden, um den Kampf gegen die übermächtige Feindkoalition wieder aufzunehmen.
Sie schien durch wohlbegründete Hoffnungen jetzt noch fester entschlossen, den „bösen Mann“ aus Potsdam endlich zu überwinden und die Eroberung Schlesiens als Hauptzweck des neuen Feldzuges voranzustellen.

Szene aus der Schlacht bei Kunersdorf
(zeitgenössische Darstellung)

In der Schlacht von Liegnitz rückte das Bataillon Stechow auf dem äußersten linken Flügel in die Gefechtslinie ein, als Laudons Grenadierkoprs bereits bei Panten geschlagen war und seine über Bienowitz herankommenden Regimenter auf den Gegenangriff eines „Korps von Furien und Teufeln“ traf. Da aber die preußische Linie bei weiteren Vorgehen im durchschnittenen Gelände auseinandergeriet, fiel ihr österreichische Kavallerie in die Flanke. Die im Angriffseifer am weitesten abgekommenen Grenadiere wurden zuerst attackiert, umzingelt, niedergeritten und völlig zersprengt. Die Gegenattacke der Seydlitz-Kürassiere und Krockow-Dragoner, die den Kampf siegreich beendeten, hatte sie nicht mehr retten können. Die Verlustzahlen besagten alles: 74 Tote, 315 Verwundete, die Vermissten nicht mit eingerechnet. Der Rest gelangte mit rund 4.000 österreichischen Gefangenen, mit 80 erbeuteten Geschützen und mit den Verwundeten von Freund und Feind nach Breslau und blieb dort bis zum Feldzugsende. Die Regeneration erfolge im niederschlesischem Winterquartier bei den Truppen des Korps v. d. Goltz, mit dem das wiederhergestellte Bataillon im Juni 1761 Stellung vor Glogau gegenüber den Russen bezog.

 
Orden „Pour le Mérite“
Da der bei Liegnitz schwer verwundete Kommandeur bald darauf als Oberstleutnant gestorben war, Major v. Stechow hatte zuvor den Pour le mérite erhalten, aber auch der zum Nachfolger bestimmte Major Kurt Gottfried v. Görne (InfRgt No. 39) von seiner Schlacht erlittenen Blessur nicht wieder genas, führte at interim der Kapitän Friedrich Wilhelm v. Oelsnitz (InfRgt No. 39), in dem das Bataillon den Namen Görne beibehielt. Nach der Zeit im verschanzten Lager von Bunselwitz waren die Grenadiere mit dem Korps des Generalleutnants von Platen (10.000 Mann, dabei 4 Grenadierbataillone)

unterwegs, das in Polen Magazine zerstören und über die Oder abgezogene russische Armee um ihre Verbindungen mit der Weichsel besorgt machen sollte. Am 15. September gelang bei Gostyn ein beachtlicher Coup; die Eroberung des großen Nachschubkonvois. Fast 5.000 Fahrzeuge, die mit einem mehrwöchigen Proviantvorrat für die gesamte Streitmacht der Russen beladen waren, einige mit Geld und Munition, fielen in die Hände der Preußen. 1.800 Mann der Bedeckung gerieten in Gefangenschaft, dazu eine Beute von sieben Geschützen. Das Bataillon Görne hatte die Wagenburg mit dem Bajonett gestürmt. Das Gefecht bei Gostyn war eine lichtvoll herausragende Waffentat dieses düsteren Kriegsjahres, und sie hat die Stimmung im preußischem Herr spürbar angehoben. Daraufhin folgte das Korps dem Hilferuf des Herzogs von Württemberg nach Pommern, der sich vor Kolberg in bedrängter Lage befand. Dort schmolzen die Truppen in aufreibenden, doch vergeblichen Kämpfen, zuletzt auch noch unter den Härten des Winterkrieges, bis auf ihre Kernbestände zusammen. Mitte Dezember überquerten Platens Regimenter und Grenadiere die Oder und marschierten nach Sachsen weiter. Erst im April 1762 kehrten sie nach Schlesien zurück. Auch das Stammregiment No. 39 hatte den Orlog in Pommern miterlebt und mußte in die Festung Neiße gelegt werden, da es nicht mehr in voller Stärke auf die Beine kam. Das andre Regiment No. 12 war, nach Kunersdorf noch ein Bataillon zählend, bei Maxen in Gefangenschaft geraten und befand sich seit Frühjahr 1760 auf alten Fuß gesetzt in Schlesien. Das Bataillon Görne stand jetzt unter dem Befehl des Majors Gottlieb Friedrich von Tempsky (InfRgt No. 39). Vor Feldzugsbeginn befand es sich bei der Infanterie-Reserve der Hauptarmee im Kantonierungsquartier südlich Breslau, danach im ersten Treffen der formierten Schlachtordnung zusammen mit den beiden anderen noch bestehenden Grenadierbataillonen des ehemaligen Korps Platen im Verband der Brigade Knobloch.Der bereits befohlene Angriff gegen die Schanzen am Popelberge bei Burkersdorf in der gleichnamigen Schlacht brauchte zum Glück nicht mehr ausgeführt werden, da die Entscheidung an anderer Stelle fiel.

Der bereits befohlene Angriff gegen die Schanzen am Popelberge bei Burkersdorf in der gleichnamigen Schlacht brauchte zum Glück nicht mehr ausgeführt werden, da die Entscheidung an anderer Stelle fiel. Doch ein letzter schwerer Einsatz stand den Grenadieren noch bevor: die Belagerung von Schweidnitz. Sie endete erst am 63. Tag nach Eröffnung der ersten Parallele durch die Explosion des Pulvermagazins im Jauernicker Fort und eine gewaltige Minensprenung kurz darauf, nach wochenlangen außergewöhnlichen Strapazen in den regennassen Laufgräben.

Belagerungskarte von 1762

Als sich im April 1778 die Armee des Prinzen Heinrich zu versammeln begann, traten die Grenadiere der Regimenter No. 12 und No. 34 (Prinz Ferdinand) in Potsdam zusammen. Das Bataillon erhielt Major Lebrecht Friedrich von Brösigke als Kommandeur. Es rückte mit dem Korps Möllendorff in Böhmen ein, kam aber erst auf dem Rückzug der Nachhut während des Gefechts von Nickelsberg ins Feuer. Der Verlust betrug 5 Tote, 12 Verwundete.

 

mit freundlicher Genehmigung von Klaus Schäfer

Feldzüge und Schlachten nach dem Gefechtskalender

1740/41 29.12. – 03.01.
09.01.
23.01.
25.01.
10.04.
23.06.
30.07.
23.08.
vor Breslau
Einnahme von Ohlau
Einnahme von Troppau
Gefecht von Grätz
Schlacht von Mollwitz
Nachhutgefecht bei Alt-Grottkau
Gefecht bei Zobten
Gewaltsame Erkundung bei Schönheide
GrenBtl 12/24
Puttkamer
1742 10.-14.03.
17.05.
Gefechte bei Göding und Ung. Brod
Schlacht bei Chotusitz
GrenBtl 12/17
Jeetze
1744 02.-18.09.
06.09.
01.10.
02.12.
Belagerung von Prag
Gefecht bei Bataun
Vorhutgefecht bei Moldautheim
Nachhutgefecht bei Strakstadt
GrenBtl 12/21
Luck
1744/45 Dez.-April
22.05.
04.06.
22.07.
31.07.
08.10.
01.12.
Grenzschutz bei Friedland und Rudolfswaldau
Gefecht bei Landeshut
Schlacht bei Hohenfriedeberg
Schlacht bei Schmirsitz
Fouragierungsgefecht bei Chwalkowitz
Fouragierungsgefecht bei Wildschütz
Gefecht bei Löwenberg
 GrenBtl 12/29
1756 Reservekorps in Pommern GrenBtl 12/39
1757 20.04.
06.05.
Vorhutgefecht bei Kratzau
Schlacht bei Prag
 Waldau
14.05.
05.06.
13.06.
Gefecht westlich von Kolin
Gefecht bei Gang
Gefecht bei Kuttenberg
 vereinigt mit 13/26
18.06. Schlacht bei Kolin
Zusammenlegung
GrenBtl 12/39
Waldau
07.07.-15.07.
16.07.-19.07.
27.07.-15.08.
01.09.-10.09.
24.09.-15.12.
22.12.
Lager bei Bömisch-Leipa
Rückzug nach Zittau
Lager bei Bautzen
Lager bei Görtlitz
Festung Glatz
Gefecht bei Landeshut
vereinigt mit
33/42, 47/G VII und
NG/G III/G IV
12-39 – 33/42
Nimschöfsky
1758 06.04.
04.05.-01.07.
14.10.
Gefecht bei Friedland
vor Olmütz
Schlacht bei Hochkirch
GrenBtl 12/39
Pieverlingk
1759 10.07.-16.08.
Aug.-Nov.
Lager Schmottseifen
Feldzug Lausitz-Sachsen
1760 13.-22.07.
15.08.
Belagerung von Dresden
Schlacht bei Liegnitz
Stechow
1761 20.08.-11.09.
14.09.
15.09.
30.09.
02.10.
22.10.
15.11.
18.11.-29.11.
Lager Bunzelwitz
Gefecht bei Kobylin
Gefecht bei Gostyn
Gefecht bei Körlin
Gefecht bei Spie
Rückzugsgefecht bei Gollnow
Kanonade von Greifenberg
Vorstoß gegen Belgard
Gefechte zwischen Regenwalde und Petershagen
Görne-Oelsnitz
30.11.
11.12.
12.12.
13.12.-17.12.
Rückzugsgefecht bei Naugard
Gefecht bei Drenow
Gefecht bei Spie
Rückzugsgefecht bei Treptow-Stargard
1762 21.07.
04.08.-09.10.
Schlacht bei Burkersdorf
Belagerung von Schweidnitz
Görne-Tempsky
1778 28.09. Rückzugsgefecht bei Nickelsberg GrenBtl 12/34
Brösigke

 

mit freundlicher Genehmigung von Klaus Schäfer

Unteroffiziere und Musketiere

Unteroffiziere

  Freicorporal Moritz von Sternberg

 

Seargant Pfeiffer

Musketiere/Grenadiere

  Gefreiter Franz Clemens Lengenfeld

*14. Mai 1734 in Wiedenbrück (Bistum Osnabrück)

Zweitgeborener Sohn eines Lehrers begann er nach der grundlegendsten Schulbildung eine Ausbildung bei einem Landvermesser. Bevor er sich 1750 in einem Anflug von Abenteuerlust und unter dem Eindruck des letzten Krieges durch einen preußischen Werber des Regiments Darmstadt anwerben lies. Wobei er die Warnungen und Schauergeschichten über jene welche damals im Bistum umhergingen geflissentlich ignorierte.

 

  Mousquetier Schäfer

 

Mousquetier Johannes Casper Conrad
* 17. August 1730 in der Grafschaft Mark

Geboren als erster Sohn einer unter der Leibeigenschaft stehenden Familie in der Grafschaft Mark.

Beruflich als Holzhauer tätig, wird er 1749 wegen „seiner propern Statur und Größe“ für den Dienst in der preußischen Armee als Landeskind eingereiht.

 

Mousquetier Johann Friedrich Barths
* 05. Juli 1726 in Cölln bei Berlin

Sohn eines Wirts

Wurde wegen seiner Größe von preussischen Werbern angesprochen.
Doppeltes Handgeld und väterlicher Zuspruch bewegte ihn zum Eintritt ins Regiment.

Webteam

Diese Website wird von folgenden Personen gepflegt:

Lazarett-Chirurgus Franz von Seifert
zuständig für Geschichte, Forschung
Musketier Christoph Köster
Musketier Franz Clemens Lengenfeld
zuständig für Rekonstruktion, Berichte

Profoss Johan Albert Säumenicht
zuständig für technische Betreuung.

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Das hessische Leibgrenadiergarderegiment

Hessen-Darmstädtisches Leibgrenadiergarde-Regiment

Im Jahre 1741 begann der hessen-darmstädtische Erbprinz und spätere Landgraf Ludwig IX. (1769 – 1790) mit der Errichtung des Leibgrenadiergarde-Regiments. Garnison für das schließlich auf ca. 2400 Mann angewachsene Regiment war Pirmasens. Nach mehreren anfänglichen Uniformwechseln erhielt die Truppe 1752 ihre bekannte Uniform, die sie bis zu ihrer Auflösung 1790 behielt. Parallel dazu nahm der Erbprinz preußische Dienste und erhielt von Friedrich dem Großen das Infanterie-Regiment No. 12 mit Garnison in Prenzlau, das er von 1743 – 1757 kommandierte und das an vielen wichtigen Schlachten des Siebenjährigen Krieges teilnahm. Dort führte er im Jahre 1752 die gleiche Uniform wie bei seinem hessischen Regiment ein, die er höchstselbst „interveniret“ und die in ihrer Zeit Ausdruck höchster modischer Eleganz war. Sie wurde in Preußen bis 1786 unverändert getragen und unterschied sich nur durch landeshoheitliche Spezifika von ihrem hessen-darmstädtischen Pendant.

Hessisches Militär in Pirmasens

Ludwig IX., der erstmalig in der Geschichte große Uniformsammlungen zu Studienzwecken anlegen ließ und systematische Uniformierungsstudien betrieb bzw. betreiben ließ, darf getrost als Ahnherr der Heeres- und Uniformkundler bezeichnet werden, zählen doch die heute noch vor-handenen, allerdings kläglichen Reste seiner Sammlung wie das Buchsweiler Inventar zu den uniformkundlichen Primärquellen. Seine eigene militärische Karriere, während der er aktiv in französischen und preußischen, später nominell in österreichischen und russischen Diensten, stand, ist von eher geringem Interesse.

Macht und Schau

In der Mitte des 18. Jahrhunderts war das Militär als stehendes Heer organisiert und stand damit in Kriegs- und Friedenszeiten dem absolutistischen Herrscher jederzeit als Mittel zur Machtausübung und Repräsentation zur Verfügung. Wie bei den meisten Staaten des Ançien Regime bestand auch das hessen-darmstädtische Heer in der Masse aus geworbenen Söldnern. Aus ihnen rekrutierten sich die Linientruppen, von de-nen es gegen Ende der Regierungszeit Ludwigs IX vier Infanterie-Regimenter mit zusammen sechs Bataillonen gab, die Hälfte davon in Pirmasens stationiert („Leibgrenadiergarde-Regiment“ und ab 1777 das Regiment „Landgraf“).

Milizen zum Schutz

Daneben gab es noch ein Milizsystem zur Landesverteidigung, bestehend aus vier sogenannten Landbataillonen und dem „Alten Ausschuß“, das als Vorstufe der heutigen Wehrpflicht gelten kann. Da sich der Landgraf nur für die Infanterie inte-ressierte, gab es während seiner Regierungszeit außer einigen kleinen, zahlenmäßig unbedeutenden Reiter-Einheiten, darunter das Pirmasenser Leibhusarenkorps, keine Kavallerie. Er ließ ab 1741 in Pirmasens eine militärische Musterkolonie einrichten, die jedoch für die Betroffenen eher einem Gefangenenlager glich. Tag und Nacht bewacht, gelang trotzdem vielen die Flucht. Der eintönige Dienst bestand aus Exerzieren, Paradieren und Wachestehen und war in Reglements wie der „Pirmasenser Grenadier-Bibel“ von 1749 genauestens vorgeschrieben. Einen Teil der Dienstvorschriften und insbesondere die Uniformen, die als die schönsten ihrer Zeit galten, hatte der Landgraf selbst entworfen.

Niemals im Krieg

Die Pirmasenser Soldaten, rund 1600 Mann, fanden ebenso wie die übrigen hessen-darmstädtischen Truppen zu Zeiten Ludwigs IX. keinen militärischen Einsatz. Sie dienten als reine Paradetruppe, die sich auch bei den zahlreichen Besuchern aus dem Ausland höchster Wertschätzung erfreute. Anders als die Vettern in Hessen-Kassel und anderen deutschen Staaten lehnte der Landgraf als friedensliebender Heereskundler trotz seiner Geldnot das Ansinnen engli-scher Werber für einen Einsatz im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1777-1784) katego-risch ab und schloß auch sonst keinerlei Subsidienverträge mit anderen Mächten – ganz im Gegensatz zu seinen Vorgängern und auch zu seinem Nachfolger, Landgraf Ludwig X.

Ende nach dem Tod des Landgrafen

Mit dem Tode des Landgrafen 1790 waren auch die Tage der Pirmasenser Garnison gezählt, noch im selben Jahr wurde das Regiment „Landgraf“ ebenso wie alle noch verbliebenen Heeresgerätschaften nach Darmstadt verlegt. Die teilweise überalterten Grenadiere des „Leibgrenadier-garde-Regiments“ wurden größten Teils entlassen und aus dem Rest das „Hessen-Hanau-Lichtenbergische Grenadier-Bataillon“ zu 400 Mann formiert, das 1792 als „2. Leib-Grenadier-Bataillon“ ebenfalls nach Darmstadt abgezogen wurde.

Die Uniformen im Infanterieregiment No. 12

Die 1752 auf Iniative des Erbprinzen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt neu eingeführte Montur schälten wir in ihrer engültigen Form aus zahlreichen Proben und Vorschlagsstücken des B.I. heraus.

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die Regimentsuniform aus einer blauen Uniformjacke mit roten Aufschlägen.

Auf dem roten Buschaufschlag und den runden offenen Ärmelaufschlägen befanden sich weiße Schleifen. Die Mütze der Grenadiere war blaurot, Goldmessingbeschlag mit einem schwarzen Adler und rot-blauem Püschel.

   

Grenadier/Musketier

 

Unteroffizier

 

Offizier

Tambour

Tambour: Die Borte wurde ebenfalls 1752 eingeführt und zeigt die hessischen Hausfarben. Zur neuen Uniform nennt das Buchsweiler Inventar für den Hoboisten eine besondere Borte: „Von rot und weißem Kamelhaar, in der Mitte Silber“

(Galerie der Uniformen nach Adolph von Menzel)

Regimentsfahne: Die Regimentsfahne war hellgrün mit weißen Strahlen.

Taschenblech: Das Schildhaupt zeigt den Namenszug , nicht den Adler – wie auch ein Beutestück Forchtensteins belegt.

Trommel: Nach einer Handzeichnung Landesbibliothek Darmstadt, Mappe 20. Die Reifen Zeigen alle zeigen alle 3 hessischen Hausfarben, also mindestens bis 1757.

Gewehrmantel: Nach dem Paravent der Regimenter Ludwigs IX. – früher Darmstadt, großherzogliche Sammlung, jetzt Bodemuseum Berlin.

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Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen

 

Die Uniformen im Lazarettwesen

Die Uniformen des preußischen Lazarettwesens sind relativ schlicht:

Die Lazaretthelfer, entsprechend den Gemeinen, trugen einen blauen Rock mit silbernen Knöpfen, schwedische Aufschläge, Weste in rot und Hosen aus Leder und die üblichen schwarzen Gamaschen.

Ein Feldscher
(nach dem 7.jährigen Krieg)

Der Feldscher und der ihm vorgesetzte Chirug oder Oberchirug trugen im Prinzip die gleiche Uniform wie die Lazaretthelfer. Als einziges „Rangzeichen“ war die rote Weste mit einer geschwungenen silbernen Borte belegt. Feldscher und Chirug trugen Stiefel und Degen, aber kein Degen-Portepée, dass ansonsten den Offiziersrang in der preußischen Armee anzeigte.

Der Regiments-Unterstab

Der Regiments-Unterstab umfaßte Regiments-Tambour, sechs Oboisten, sechs Pfeifer, Büchsenmacher und Schäfter, Auditeur und Profoß, Feldprediger, Quartiermeister, Lazarett-Chirurgus mit zwölf Kompanie-Feldschers. Einige dieser Rollen stellen wir in unserem Regiment dar und möchten diese vorstellen:

Lazarett-Chirurgus

Lazarett-Chirurgus Franz von Seifert

* 30. Juli 1704 in Hamm

am 01.08.1729 Meldung beim Generalchirurgo von der Armee und Directore von allen Chirurgis gemeldet , vor dem Collegio medic ein Examen abgelegt über Kenntniss der innerlichen Krankheiten und einen cours des opérations abgelegt

Regiments-Feldscher

Regiments-Feldscher Friedrich-Wilhelm Lorenz

* 23.07.1695 in Alten-Bauna in Hessen

wurde unter Friedrich-Wilhelm I. in der Charité als Pensionärs-Feldscher ausgebildet und dann als Regiments-Feldscher im IR 12 angestellt.

Lazaretthelfer Karl Schäper
Lehrling der Chirurgie

* 02. September 1743 in Hammwegen

Wegen schwächlicher Konstitution und zu geringem Maß als Musketier im IR 9 nicht tauglich. Um eine Versetzung zu einem Garnisonsregiment zu vermeiden Eintritt in das Garnisonslazarett zu Hamm und wegen guter Führung und schulischer Vorbildung als Lehrling der Chirurgie angenommen, um dereinst Medicus zu werden

Feldprediger

Ein preußisches Regiment der Infanterie und der Kavallerie galt in der Zeit des siebenjährigen Krieges als eigenständige Kirchengemeinde. Ihm stand, quasi als Pfarrer, ein sogenannter Feldprediger vor. Die Aufgaben des Feldpredigers sind die gleichen eines zivilen protestantischen Pfarrers: Durchführung theologisch-seelsorgerlicher Handlungen wie etwa: Taufen, Konfirmationen, Beichte, Gottesdienste, Austeilung des Abendmahls, Verheiratung von Regimentsangehörigen und Beerdigungen. Neben diesen angeführten Handlungen wurden in jedem preussischen Regiment zwei Mal am Tag Bet-Stunden (Andachten) gehalten, die jeweils 15 Minuten dauerten und die ebenfalls vom Feldprediger gehalten wurden. Des Weiteren gehörte es zu den Aufgaben des Feldpredigers regelmäßig Krankenbesuche im Lazarett des Regiments zu absolvieren sowie die Kirchenbücher des Regiments auf dem aktuellen Stand zum halten. Obwohl das Reglement für die Feldprediger vorsah, daß diese nicht aktiv an Kampfhandlungen teilnahmen, bezeugen zahlreiche Quellen, daß sie bei Kampfhandlungen hinter der Linie bei den Soldaten standen und diese beruhigten und sie sogar im Falle einer versuchten Desertation zurück hielten. Neben den evangelisch-lutherischen Feldpredigern gab es in Preußen auch reformierte und katholische Feldprediger.

 Christian Fürchtegott Brinkkötter

* 08. September 1719 in Schildesche, Minden-Ravensberg

Ältester Sohn einer alteingesessenen Pfarrersfamilie.
1734 Besuch der Lateinschule im nahen Bielefeld (Heute Ratsgymnasium)
Ab 1740 Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Halle
1749 Eintritt in den Dienst des Feldpredigers, zuerst Infanterieregiment No. 10, später Infanterieregiment No. 12.

Profoß

In der preußischen Armee wurde in jedem Regiment nur je ein Steckenknecht bzw. Stock-Meister vorgehalten: diese nannte man Profoß. Die Aufgaben im Regiment sind Übeltäter in Verhaft zu nehmen, die Aufsicht dann über diese zu führen und zuweilen auch die Strafen über sie zu verüben.

Johann Albert Säumenicht

* 27. April 1718 in Lingen

Jüngster Sohn eines Schreiners
1742 Eintritt in den Dienst als Musketier beim Infanterieregiment No. 09
1745 Verwundung bei der Schlacht bei Kesselsdorf, infolgen dessen Invalide
1747 Wiedereintritt in den Dienst. nun als Stockmeister/Profoss Infanterieregiment Nr. 12

Über das Ansehen des Profoß hat der einstige Theologiestudent Friedrich Christian Laukhard, Soldat in preußischen und österreichischen Diensten, berichtet:

„Ein preußischer Profoß ist aber eine gar traurige Personage. Der kaiserliche Profoß ist ein angesehener Mann, welchen die Soldaten und Offiziere ihren „Herr-Vater“ heissen. So ein Profoß hat auch ein gutes Traktatment und artige Kleidung. Hingegen ein preußischer Profoß ist gewöhnlich ein alter Invalide, der schlechten Sold erhält und eine ausgezeichnete Uniform trägt, grau mit grüner Garnitur; auch keinen Steckenjungen hat, der die Gefangenen schließe oder die Stecken und Ruten schneide und dergleichen, das muss der preußische Profoß alles selbst tun. Daher ist er auch bei jedem Soldaten verachtet und verspottet; keiner trinkt mit ihm, und er darf sich nicht unterstehen, in ein Wirtshaus oder in eine Markentenderhütte zu kommen wo Soldaten sind; sogar die Packknechte wollen den Profoß nicht um sich leiden. Wenn man endlich weiß, dass auch die Packknechte von den Soldaten verachtet und bei jeder Gelegenheit mißhandelt werden, so kann man sich so ziemlich den Begriff machen, was der arme Profoß bei den Preußen gelten möge.“

Das Feldlazarett

Das Lazarett – eine (not)dürftige Institution

Im 18.Jahrhundert wurde der Bereich der Militärmedizin eher stiefmütterlich behandelt. Dennoch war den meisten Fürsten und gekrönten Häupter klar, dass den kranken und verletzten Soldaten medizinisch geholfen werden musste, es ging ja schließlich auch um Ihr Geld, das sie in die Soldaten investiert hatten. Auch christliche Motive spielten sicherlich eine Rolle, so kann man festhalten, dass der Wille wohl da war, dieser aber nur ungenügend umgesetzt wurde.

Dreck und Elend

Die Uniformen des 18.Jahrhundert waren zwar bunt und schön anzusehen, täuschen aber über die Brutalität des damaligen Soldatenlebens und des Krieges hinweg. Fast noch schlimmer als die kriegerische Auseinandersetzung war das „Lecken der Wunden“ nach der Schlacht und die hygienischen Zustände. Die Mehrzahl der Soldaten starb nur selten an Schussverletzungen. Man schätzt, dass in den Kriegen des 18. Jahrhunderts bis zu Dreiviertel der Todesopfer auf das Konto von Krankheiten, Seuchen und mangelhafter Hygiene gingen. Vor allem in den „ Lazaretten“ der Zeit starben die Soldaten in großer Zahl. Diese waren daher bei den Soldaten berühmt berüchtigt, wie wir aus historischen Quellen wissen.

 

Das Lazarettwesen im 18. Jahrhundert

Als „Lazarette“ bezeichnete man seit dem Mittelalter im Allgemeinen Krankenhäuser. Im 18. Jahrhundert ging die Bezeichnung auf die Militärkrankenhäuser über und in den großen Residenzstädten wie Berlin (Charité, 1727), München (1777) und Hannover (1789) wurden Militärlazarette beziehungsweise Hospitäler gegründet, die gleichzeitig auch als Ausbildungsstätten für den neu aufkommenden Studienberuf des Militärarztes dienten.

Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges allerdings gab es so gut wie keine festen Militärkrankenhäuser. Feldhospitäler kannte man zwar , aber die Verwundeten wurden nach einer Schlacht meist in Scheunen , Bürgerhäusern und kirchlichen Einrichtungen einquartiert. Wegen der fehlenden und zu geringen fachkundigen Behandlung und Pflege, vor allem aber wegen der nicht existenten Hygiene, starb ein Großteil auch der nur leicht Verwundeten. Neben den „ medizinisch ausgebildeten“, militärischen Kräften waren in solchen Lazaretten auch immer zivile Helferrinnen und Helfer zu finden.

 

 

Über die Darstellungsgruppe

Die Gruppe, die in enger Kooperation mit der Gruppe „IR12“ steht, hat sich seit Ihrer Gründung 2012 das Ziel gesetzt, die damalige Struktur, Ausrüstung und Bekleidung der preußischen Militärmedizin des 18. Jahrhunderts in Theorie und Praxis einem interessierten Publikum zu demonstrieren.

Bei den praktischen Darstellungen nutzt die Gruppe die Techniken der modernen, realistischen Unfalldarstellung, so wie sie auch in den diversen Hilfsorganisationen angewandt wird.

Die Darsteller des Lazarettpersonals sind sich Ihrer großen Verantwortung bewusst, das Leid und das Elend der damaligen Zeit, dem heutigen Publikum glaubhaft zu vermitteln, keinesfalls ist beabsichtigt eine „ Splattershow „ aufzuführen.

Die gezeigte Operationstechnik entspricht den Lehrbüchern des 18.Jahrhunderts ferner auch die Wundversorgung , aber auch die bereits oben beschriebenen besonderen Umstände eines Feldlazarettes werden berücksichtigt .

Texte mit freundlicher Genehmigung von R. Kasties, bearbeitet von M. Przybyl