Reveille: Rekonstruktion des Tambour Bandeliers

In der diesjährigen Nebensaison befasste sich die Gruppe unter anderem mit der Überarbeitung der Tamboursmontur. Einen zentraen Bestandteil derselben stellt das Bandelier dar, an welchem der Tambour die Mitte des Jahrhunderts noch recht große Trommel trug.

Rekonstruktion eines Tambur Bandeliers des Regiments Erbprinz von Hessen Darmstadt zu Fuß um 1756. Sämisch gegerbtes Leder seitlich mit rot-weißer Wolltresse besetzt und zentral durch Sparren gegliedert.

Leider hat sich nach unseren Erkenntnissen keines diese Objekte des Regiment Erbprinz von Hessen Darmstadt zu Fuß oder auch nur aus dem Kontext der Altpreußischen Armee erhalten.

Bekannt ist das die Bandeliers der Tambours, wie jene an den Patronentaschen der gemeinen Soldaten, aus sämisch gegerbtem Leder gefertigt wurden und mit den regimentsspezifischen Borten besetzt waren. Leider ist nicht einmal die genaue Breite des Bandeliers überliefert.

Tambourbortenmuster (schmal und breit) des Regiments Erbprinz von Hessen Darmstadt zu Fuß / Tressenmusterbuch DHM Berlin (1756).
Quelle: Friedrich der Große und die Uniformierung der preußischen Armee von 1740 bis 1786, Daniel Hohrath S.88 / Verlag Militaria Wien 2011.

Für die Rekonstruktion des Bandeliers wurden im wesentlichen vier Quellen genutzt. Die Borte wurde nach den erhaltenen Mustern des Regiments Erbprinz von Hessen Darmstadt zu Fuß aus dem Tressen Musterbuch (DHM Sammlung datiert 1756) nachgewebt. Die Art der Drapierung auf dem Bandelier sowie dessen Schnitt entstammen einem zeitgenössischen Gemälde des Schwester-Regiments aus Hessen Darmstadt (siehe Abbildung 3).

Pfeiffer (rechts) und Tambour (links) des Hessen Darmstädtischen Leibgrenandier Garderegiments auf einem zeitgenössischen Gemälde im Darmstädter Schloss. Erwähnenswert sind die beträchtliche breite des Tambour Bandeliers sowie die Ausnehmung desselben an der Schulter.
Quelle: Unter dem Preußenadler, Hans Bleckwenn / C. Bertelsmann Verlag 1978.

Hierfür examinierten Vereinsmitglieder das Original in der Darmstädter Sammlung, welches hier aus rechtlichen Gründen nicht gezeigt werden darf. Durch den Vergleich, mit den auf demselben Gemälde abgebildeten Grenadieren wurde deutlich, daß das Tambour-Bandelier deutlich breiter als die Patronentaschen-Bandeliers der gemeinen Soldaten war. Da das Bandelier jedoch mit dieser Breite unweigerlich in den Hals des Tambours schneiden würde befindet sich dort eine segmentbogenförmige Ausnehmung. Die Enden des Bandeliers sind durch eine Lederschnur verbunden, an welche die Trommel gehängt wurde. Die Farbgebung zeigte darüber hinaus das die Musiker-Bandeliers des Regiments im Gegensatz zu denen der Mannschaften auf dem Gemälde und auch im Gegensatz zu den betressten Karabiner-Bandeliers in der Zeughaussammlung nicht geweißelt waren. Der Grund hierfür könnte in den aufgenähten Sparren liegen welche das Streichen sehr erschweren.

Die auffällig groben Stiche mit denen die Borte auf das Leder mehr aufgeheftet denn genäht ist sind auf einem Glasnegativ des heute verschollenen Flötenfutterals aus der Sammlung des DHM Berlin zu erkennen.

Glasnegativ des vor dem zweiten Weltkrieg im DHM Befindlichen Pfeiffenfutterals einer Grenadierkompagnie. Man beachte die groben Stiche zur Befestigung der Tresse am Bandelier.
Quelle: Friedrich der Große und die Uniformierung der preußischen Armee von 1740 bis 1786, Daniel Hohrath S.214 / Verlag Militaria Wien 2011.

Ausführlichere Einblicke in unsere Arbeit folgen.

Vielen Dank für Ihr Interesse und bis Bald!

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