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Feldzüge und Schlachten nach dem Gefechtskalender

1740/41 29.12. – 03.01.
09.01.
23.01.
25.01.
10.04.
23.06.
30.07.
23.08.
vor Breslau
Einnahme von Ohlau
Einnahme von Troppau
Gefecht von Grätz
Schlacht von Mollwitz
Nachhutgefecht bei Alt-Grottkau
Gefecht bei Zobten
Gewaltsame Erkundung bei Schönheide
GrenBtl 12/24
Puttkamer
1742 10.-14.03.
17.05.
Gefechte bei Göding und Ung. Brod
Schlacht bei Chotusitz
GrenBtl 12/17
Jeetze
1744 02.-18.09.
06.09.
01.10.
02.12.
Belagerung von Prag
Gefecht bei Bataun
Vorhutgefecht bei Moldautheim
Nachhutgefecht bei Strakstadt
GrenBtl 12/21
Luck
1744/45 Dez.-April
22.05.
04.06.
22.07.
31.07.
08.10.
01.12.
Grenzschutz bei Friedland und Rudolfswaldau
Gefecht bei Landeshut
Schlacht bei Hohenfriedeberg
Schlacht bei Schmirsitz
Fouragierungsgefecht bei Chwalkowitz
Fouragierungsgefecht bei Wildschütz
Gefecht bei Löwenberg
 GrenBtl 12/29
1756 Reservekorps in Pommern GrenBtl 12/39
1757 20.04.
06.05.
Vorhutgefecht bei Kratzau
Schlacht bei Prag
 Waldau
14.05.
05.06.
13.06.
Gefecht westlich von Kolin
Gefecht bei Gang
Gefecht bei Kuttenberg
 vereinigt mit 13/26
18.06. Schlacht bei Kolin
Zusammenlegung
GrenBtl 12/39
Waldau
07.07.-15.07.
16.07.-19.07.
27.07.-15.08.
01.09.-10.09.
24.09.-15.12.
22.12.
Lager bei Bömisch-Leipa
Rückzug nach Zittau
Lager bei Bautzen
Lager bei Görtlitz
Festung Glatz
Gefecht bei Landeshut
vereinigt mit
33/42, 47/G VII und
NG/G III/G IV
12-39 – 33/42
Nimschöfsky
1758 06.04.
04.05.-01.07.
14.10.
Gefecht bei Friedland
vor Olmütz
Schlacht bei Hochkirch
GrenBtl 12/39
Pieverlingk
1759 10.07.-16.08.
Aug.-Nov.
Lager Schmottseifen
Feldzug Lausitz-Sachsen
1760 13.-22.07.
15.08.
Belagerung von Dresden
Schlacht bei Liegnitz
Stechow
1761 20.08.-11.09.
14.09.
15.09.
30.09.
02.10.
22.10.
15.11.
18.11.-29.11.
Lager Bunzelwitz
Gefecht bei Kobylin
Gefecht bei Gostyn
Gefecht bei Körlin
Gefecht bei Spie
Rückzugsgefecht bei Gollnow
Kanonade von Greifenberg
Vorstoß gegen Belgard
Gefechte zwischen Regenwalde und Petershagen
Görne-Oelsnitz
30.11.
11.12.
12.12.
13.12.-17.12.
Rückzugsgefecht bei Naugard
Gefecht bei Drenow
Gefecht bei Spie
Rückzugsgefecht bei Treptow-Stargard
1762 21.07.
04.08.-09.10.
Schlacht bei Burkersdorf
Belagerung von Schweidnitz
Görne-Tempsky
1778 28.09. Rückzugsgefecht bei Nickelsberg GrenBtl 12/34
Brösigke

 

mit freundlicher Genehmigung von Klaus Schäfer

Unteroffiziere und Musketiere

Unteroffiziere

  Freicorporal Moritz von Sternberg

 

Seargant Pfeiffer

Musketiere/Grenadiere

  Gefreiter Franz Clemens Lengenfeld

*14. Mai 1734 in Wiedenbrück (Bistum Osnabrück)

Zweitgeborener Sohn eines Lehrers begann er nach der grundlegendsten Schulbildung eine Ausbildung bei einem Landvermesser. Bevor er sich 1750 in einem Anflug von Abenteuerlust und unter dem Eindruck des letzten Krieges durch einen preußischen Werber des Regiments Darmstadt anwerben lies. Wobei er die Warnungen und Schauergeschichten über jene welche damals im Bistum umhergingen geflissentlich ignorierte.

 

  Mousquetier Schäfer

 

Mousquetier Johannes Casper Conrad
* 17. August 1730 in der Grafschaft Mark

Geboren als erster Sohn einer unter der Leibeigenschaft stehenden Familie in der Grafschaft Mark.

Beruflich als Holzhauer tätig, wird er 1749 wegen „seiner propern Statur und Größe“ für den Dienst in der preußischen Armee als Landeskind eingereiht.

 

Mousquetier Johann Friedrich Barths
* 05. Juli 1726 in Cölln bei Berlin

Sohn eines Wirts

Wurde wegen seiner Größe von preussischen Werbern angesprochen.
Doppeltes Handgeld und väterlicher Zuspruch bewegte ihn zum Eintritt ins Regiment.

„Eine wackelige Sache“ – Nachweisbarkeit von Gewehrpyramiden zur Zeit des Siebenjährigen Krieges

„Eine wackelige Sache“- Nachweisbarkeit von Gewehrpyramiden zur Zeit des Siebenjährigen Krieges

„Eine vorwärts eine rückwärts die dritte durch“ eine der ersten Sachen die Neulingen mit Vorliebe beigebracht wird ist das Aufstellen einer Gewehrpyramide in der Marschpause.

Die Varianten sind vielfältig mal rottenweise zu je drei Musketen, mal eine Pyramide für den ganzen Zug. Letztere sind in der Napoleonischen Zeit in mannigfaltigen Ausführungen, je nach Zeit und Land belegbar. Wie verhält es sich aber in Preußen im Siebenjährigen Krieg?

Tatsächlich finden sich in keinem der Infanterie Reglements bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges ein Verweis auf die Bildung von Gewehrpyramiden (Die Anordnung in den Schutzzelten = Gewehrmänteln ausgenommen, welche eine Sonderform darstellt und keine direkte Gewehrpyramide).

Stattdessen wurde das Gewehr auf den Pausen gestreckt (Handgriff in 4 Tempi bei dem das Gewehr vor dem Soldaten auf den Boden gelegt wird) wie aus dem II Titul „Wie die Armee auf dem Marche Rende – vous halten soll.“ / III.Artic hervorgeht

„Der Major muß, sobald ein Bataillon aufmarchieret ist, das Gewehr ordentlich strecken lassen, und die Compagnie solen durch die Feldwebels verlesen werden;“ (Reglement vor die Königlich Preußische Infanterie 1750 / S.185 Z.19 – 22)

Durch das strecken des Gewehrs war der exakte Standpunkt des Soldaten markiert sodass nach der marschpause das Bataillon ohne sich groß zu richten wieder in einer geraden Linie stand. Darüber hinaus musste das Gewehr beim Abmarsch lediglich wieder aufgenommen und nicht umständlich aus der Pyramide gelöst werden.

Einen weiteren Hinweis hierauf gibt Ulrich Bräker in seinem „Der Arme Mann in Tockenburg“ „Inzwischen bekamen wir Ordre, hier kein Gezelt aufzuschlagen, auch Gewehr niederzulegen, sondern immer mit scharfer Ladung bereit zu stehen, weil der Feind in der Nähe sei.“ (Der Arme Mann in Tockenburg S.146) Da die Schlacht von Lobositz unmittelbar bevor stand wurden die Musketen, nicht wie sonst offenbar üblich gestreckt.

 

 Streckt das Gewehr (rechts) in Johann Conrad Müllers „Der Wohlexerzierte Preußische Soldat“ 1759

Es wäre eine große Bereicherung der Szene solches in den Pausen außerhalb des Lagers auch auszuführen und die überkommenden Gewehrpyramiden als Anleihe der Napoleonik und späteren Epochen hinter sich zu lassen.

Für alle die hier Angst um ihre Musketen bekommen sei gesagt dass es nicht schaden wird sie einige Minuten mit der Batterie zu Oberst im Graß liegen zu lassen. Lediglich bei Regen wird man auch im 18.Jahrhundert von dieser Praxis gelassen haben doch in diesem Fall hilft auch keine Gewehrpyramide sondern nur das „Verdecken“(Handgriff in 5 Tempi bei dem das schloss der Muskete regensicher in der Achsel des Soldaten verdeckt wird) der Muskete.

In diesem Sinne Frohes exerzieren.

Farbige gefasste Schäfte bei Gewehren, Feldzeichen und Stangenwaffen der Altpreußischen Armee und ihre Repräsentation im Hobby

>>> „Montierung, Ausrüstung & Waffen“
>> Farbige gefasste Schäfte bei Gewehren, Feldzeichen und Stangenwaffen der Altpreußischen Armee und ihre Repräsentation im Hobby

Die Uniformen der Friderizianick sind oberflächlich betrachtet vor allem eines – Bunt dieser Fakt wird von niemandem bezweifelt und ist mitunter auch ein Grund eben diese Zeit darzustellen, nicht jüngere Epochen.

Erstaunlich anders verhält es sich bei der Farbfassung von Gewehrschäften Fahnen und Stangenwaffen. Als wir vor gut zwei Jahren nach einiger Recherche ankündigte unsere Musketen Rot zu streichen kamen vor allem Kommentare wie: Dann seht ihr aber anders aus. Das sieht doch Scheiße aus! Musketen waren immer Braun! Das ist nicht militärisch.

Um diesen Stimmen etwas entgegen zu setzen möchten wir hier kurz zu unserem Projekt und zur Farbigkeit der Musketen, Feldzeichen und Stangenwaffen des Friderizianischen Heeres im allgemeinen Stellung beziehen.

Erstmals lasen wir in Hans Bleckwenns „Die Uniformen der Preußischen Infanterie“ (1973) das die Schäfte der Feldzeichen, Stangenwaffen und Gewehre des Regiments Kamin rot gestrichen seien. Mit dieser Information betrachteten wir erneut die Darmstädter Grenadierbilder welche auch Angehörige des Regiments Nr.12 zeigen. Dort ist deutlich zu erkennen dass das der Gewehrschaft den gleichen rot Ton wie der Riemen aufweist. Zugleich belegt die ebenfalls klar zu sehende braune Lederscheide das die Farbwahl hier nicht in Ermangelung eines adäquaten Brauntons sondern gewollt geschah.

Letzte Gewissheit brachte schließlich ein Befehl aus dem erhaltenen Parole buch des Regiments Nr.12

Dort heißt es am 15.06.1750: „Die Herren Capitains sollen die Bursche anhalten, daß Sie ihre Gewehre nicht mit gelbem, sondern mit rothem Firnis wie Ihro Durchlaucht bey dem Apotheker Eggert bestellt haben, ingleichen die Taschen mit Firnis anschmieren und werden I. D. inskünftige keinen in der Parade dulden, der nicht sein Gewehr mit rothem Firnis u.d. Taschen mit anderem Firnis angestrichen hat u. brauchen die Bursche das Gewehr nicht abzuscharben, sondern die Coleur nur so lassen u. rothen Firnis überstreichen.“[1]

 

Grenandier des Regiments Erbprinz, deutlich ist das rot der Muskete im gegensatz zum braun der Säbelscheide zu erkennen. (Darmstädter Grenandierbilder)

 

Somit kann die Rotfärbung des Gewehrschaftes des Regiments Nr.12 klar nachgewiesen werden. Darüber hinaus enthält die Anweisung einen weiteren wichtigen Hinweis es wird mit Firnis gestrichen also einem Leinöl welchem Pigmente zugefügt werden. Dadurch bleibt die Maserung des Holzes anders als bei Modernen Farben klar sichtbar. Auch entfällt der bekannte aufwendige Prozess des Beizens.

Auf dieser Grundlage haben wir eine Muskete vor einem Monat nun rot gestrichen und mann muss sagen, das Ergebnis überzeugt absolut. Das Rot kontrastiert wunderbar mit dem polierten Stahl und Messing, auch wirkt die gesamte Darstellung dadurch im Exerzieren artifizieller. Und, und das ist das wesentliche es ist authentisch.

 

Mit der Leinölfarbe behandelte reproduzierte Muskete, das rot kontrastiert stark zum silber und gold von Messing und Eisen.

 

Wie verhält es sich aber in der Gesamten Altpreußischen Armee?
Die genaue Farbgebung der Gewehre ist tatsächlich noch wenig erforscht und nicht Publiziert! Anders verhält es sich jedoch mit der Farbgebung der Fahnen und Stangenwaffenschäfte daher will ich hier Kurz einen Überblick geben.

 

Farbreste auf einem Preußischen Füsilier Kurzgewehr von 1775 im Wehrhistorischen Museum Rastatt

 

Auf Grundlage der Daten aus Bleckwenns „Die Uniformen der Preußischen Infanterie“ lässt sich feststelllen, Tatsächlich sind Lediglich 16,3% der Fahnenschäfte hell oder Dunkelbraun also Holzsichtig. Den größten Teil machen die mit schwarzer Firnis gestrichenen Schäfte (41,82%) aus. Aber auch weiß (32,55%) und Gelb (7,27%) sind nicht selten vertreten. Bei den Dragonern finden sich sogar grüne und Blaue Fahnenschäfte.

 

Farben der Fahnenschäfte nach Bleckwenn

 

Natürlich wird nicht in jedem Fall die Gewehrfarbe der Fahnenfarbe entsprochen haben, aber es ist ein durchaus spannendes Forschungsthema.

Halbwegs sicher können wir die Farbe der Musketen nur für jene Regimenter bestimmen welche in den Darmstädter Grenadier Bildern erfasst wurden. Und auch diese sind natürlich nur für den Zeitpunkt der Abbildung verbindlich solange keine weiteren quellen vorliegen. (siehe Tabelle)

 

Musketenfarben nach Regiment basierend auf den Darmstädter Grenandierbildern.

 

Und es zeigt sehr deutlich das vor der Schwarzen Fassung aller Schäfte von Gewehren, Feldzeichen und Stangenwaffen gegen Ende des Jahrhunderts bei weitem nicht alle Schäfte Holzsichtig waren.

Im Hobby finden sich jedoch vorwiegend braune Schäfte, dies mag vor allem daran liegen dass wir als Menschen des 21. Jahrhunderts die „Natürlichkeit“ des Holzes bevorzugen.

Die Menschen des 18.Jahrhunderts hatten jedoch ein ganz anderes empfinden für Ästhetik, darum forscht!

Habt Mut authentisch zu sein und euch nicht mit Meinungen und Vermutungen des 21. Jahrhunderts über Dinge abzufinden für die ihr mit etwas Recherche zeitgenössische Belege findet.

____________________________________

[1] Parole Buch des Regiments Erbprinz von Hessen Darmstadt 1750, 15.06.

Dreigliedriges Feuern nach dem Reglement vor die Preußische Infanterie 1750

>>>> „Reglements, Regularien & deren Anwendung“

Dreigliedriges Feuern nach dem Reglement vor die Preußische Infanterie 1750

 

 

Die erste Voraussetzung für dreigliedriges Feuern ist die Korrekte Rangierung (Ordnung) der Soldaten. Dabei haben die größten Soldaten im ersten, die Kleinsten im zweiten und die Mittelgroßen im dritten Glied zu stehen.[1] Dies gewährleistet ein Optimales zielen für alle durch das ab knien der Größten ist es den Kleinsten möglich über sie hinweg zu feuern.

Kommt eine Einheit so zum Chargieren soll sie „in Rotten so geschlossen seyn, daß die Kerls die Arme dichte an einander haben, und die Glieder sollen allzeit dichte auf Säbel=Spitze geschlossen sein.“
(Reglement vor die Königlich Preussische Infanterie 1750 / S.56 Z.1-5)
[2]

Die einzelnen Rotten (rotte=3 Mann hintereinander)[3] sollen also so eng aneinander stehen das man den Arm des Nebenmanns dicht an seinem Körper hat während man zum Vordermann bis auf die Säbelspitze aufrückt.

Dies scheint uns heute sehr eng. Es muss jedoch bedacht werden, je enger man steht desto mehr Musketen kommen auf einen Meter Front. Die Fähigkeit auf kleinst möglichen Raum zu Laden und zu feuern war entscheidend für die Feuerkraft einer Einheit, sowie für Ihre Widerstandskraft gegen Nahkampfangriffe und Kavallerieattacken.

 

Ablauf des dreigliedrigen Feuern und Chargierens einer korrekt rangierten Rotte. (Lauterbach 2017)

Man beachte die Kopfhaltung in Bild drei wobei Die Kerls „…langs des Laufes nach dem Korn, und ins Feuer dreiste hinein sehen müssen ; Denn ein Soldat wissen muß, wo er hinschiesset, nehmlich nicht in die Luft oder die Erde…“ (Reglement vor die Königlich Preussische Infanterie 1750 / S.57 Z.17-20)

 

Erhält die so kompakt aufgestellte Truppe nun den Befehl „Macht euch Fertig“ werden die ersten zwei Tempi wie üblich ausgeführt.
Im dritten Tempo kniet das erste Glied gleichzeitig ab, dabei bleibt der linke Fuß wie immer auf der Stelle und der rechte geht nach hinten, so dass man ein Stück weit in das zweite Glied zurück kniet.[4]

Die hinteren Glieder rücken als dann im dritten Tempo beide nach rechts auf. Das zweite Glied macht einen kleinen Schritt nach rechts vorn und hat so das Bein des ersten Gliedes zwischen seinen, das dritte Glied macht einen größeren schritt nach rechts so dass es später über die rechte Schulter seines Vordermannes zielt.[5]

Nun folgt der Befehl „An“. Hierbei zielt das erste Glied senkrecht während die hinteren Glieder etwas tiefer auf den Gegner Zielen.[6]
Nach dem Feuern steht das erste Glied direkt wieder auf und die beiden hintern Glieder treten wieder in ihre Ausgangsposition.

Nun muss in der dichten Formation nachgeladen werden. Hierbei hält lediglich das erste Glied das Gewehr Flach auf Höhe der Koppel. Das zweite hält das Gewehr auf Bauchnabel und das dritte Glied auf Brusthöhe. So kann bei konstant enger Formation nachgeladen werden.[7]

Probiert es aus!

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Quellen:

Reglement vor die Königlich Preußische Infanterie / Berlin / 1743

Reglement vor die Königlich Preußische Infanterie / Berlin / 1750

Einrichtung des Kriegswesens für die Preußische Infanterie zu Friedens-Zeiten / Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau / Berlin / 1773

 

 

[1] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 8.

[2] Reglement vor die Preußische Infanterie 1750, 56.

[3] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 8.

[4] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 71.

[5] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 71.

[6] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 72.

[7] Schmettau 1773, 88.

Webteam

Diese Website wird von folgenden Personen gepflegt:

Lazarett-Chirurgus Franz von Seifert
zuständig für Geschichte, Forschung
Musketier Christoph Köster
Musketier Franz Clemens Lengenfeld
zuständig für Rekonstruktion, Berichte

Profoss Johan Albert Säumenicht
zuständig für technische Betreuung.

erreichbar sind wir unter der Emailadresse

Das hessische Leibgrenadiergarderegiment

Hessen-Darmstädtisches Leibgrenadiergarde-Regiment

Im Jahre 1741 begann der hessen-darmstädtische Erbprinz und spätere Landgraf Ludwig IX. (1769 – 1790) mit der Errichtung des Leibgrenadiergarde-Regiments. Garnison für das schließlich auf ca. 2400 Mann angewachsene Regiment war Pirmasens. Nach mehreren anfänglichen Uniformwechseln erhielt die Truppe 1752 ihre bekannte Uniform, die sie bis zu ihrer Auflösung 1790 behielt. Parallel dazu nahm der Erbprinz preußische Dienste und erhielt von Friedrich dem Großen das Infanterie-Regiment No. 12 mit Garnison in Prenzlau, das er von 1743 – 1757 kommandierte und das an vielen wichtigen Schlachten des Siebenjährigen Krieges teilnahm. Dort führte er im Jahre 1752 die gleiche Uniform wie bei seinem hessischen Regiment ein, die er höchstselbst „interveniret“ und die in ihrer Zeit Ausdruck höchster modischer Eleganz war. Sie wurde in Preußen bis 1786 unverändert getragen und unterschied sich nur durch landeshoheitliche Spezifika von ihrem hessen-darmstädtischen Pendant.

Hessisches Militär in Pirmasens

Ludwig IX., der erstmalig in der Geschichte große Uniformsammlungen zu Studienzwecken anlegen ließ und systematische Uniformierungsstudien betrieb bzw. betreiben ließ, darf getrost als Ahnherr der Heeres- und Uniformkundler bezeichnet werden, zählen doch die heute noch vor-handenen, allerdings kläglichen Reste seiner Sammlung wie das Buchsweiler Inventar zu den uniformkundlichen Primärquellen. Seine eigene militärische Karriere, während der er aktiv in französischen und preußischen, später nominell in österreichischen und russischen Diensten, stand, ist von eher geringem Interesse.

Macht und Schau

In der Mitte des 18. Jahrhunderts war das Militär als stehendes Heer organisiert und stand damit in Kriegs- und Friedenszeiten dem absolutistischen Herrscher jederzeit als Mittel zur Machtausübung und Repräsentation zur Verfügung. Wie bei den meisten Staaten des Ançien Regime bestand auch das hessen-darmstädtische Heer in der Masse aus geworbenen Söldnern. Aus ihnen rekrutierten sich die Linientruppen, von de-nen es gegen Ende der Regierungszeit Ludwigs IX vier Infanterie-Regimenter mit zusammen sechs Bataillonen gab, die Hälfte davon in Pirmasens stationiert („Leibgrenadiergarde-Regiment“ und ab 1777 das Regiment „Landgraf“).

Milizen zum Schutz

Daneben gab es noch ein Milizsystem zur Landesverteidigung, bestehend aus vier sogenannten Landbataillonen und dem „Alten Ausschuß“, das als Vorstufe der heutigen Wehrpflicht gelten kann. Da sich der Landgraf nur für die Infanterie inte-ressierte, gab es während seiner Regierungszeit außer einigen kleinen, zahlenmäßig unbedeutenden Reiter-Einheiten, darunter das Pirmasenser Leibhusarenkorps, keine Kavallerie. Er ließ ab 1741 in Pirmasens eine militärische Musterkolonie einrichten, die jedoch für die Betroffenen eher einem Gefangenenlager glich. Tag und Nacht bewacht, gelang trotzdem vielen die Flucht. Der eintönige Dienst bestand aus Exerzieren, Paradieren und Wachestehen und war in Reglements wie der „Pirmasenser Grenadier-Bibel“ von 1749 genauestens vorgeschrieben. Einen Teil der Dienstvorschriften und insbesondere die Uniformen, die als die schönsten ihrer Zeit galten, hatte der Landgraf selbst entworfen.

Niemals im Krieg

Die Pirmasenser Soldaten, rund 1600 Mann, fanden ebenso wie die übrigen hessen-darmstädtischen Truppen zu Zeiten Ludwigs IX. keinen militärischen Einsatz. Sie dienten als reine Paradetruppe, die sich auch bei den zahlreichen Besuchern aus dem Ausland höchster Wertschätzung erfreute. Anders als die Vettern in Hessen-Kassel und anderen deutschen Staaten lehnte der Landgraf als friedensliebender Heereskundler trotz seiner Geldnot das Ansinnen engli-scher Werber für einen Einsatz im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1777-1784) katego-risch ab und schloß auch sonst keinerlei Subsidienverträge mit anderen Mächten – ganz im Gegensatz zu seinen Vorgängern und auch zu seinem Nachfolger, Landgraf Ludwig X.

Ende nach dem Tod des Landgrafen

Mit dem Tode des Landgrafen 1790 waren auch die Tage der Pirmasenser Garnison gezählt, noch im selben Jahr wurde das Regiment „Landgraf“ ebenso wie alle noch verbliebenen Heeresgerätschaften nach Darmstadt verlegt. Die teilweise überalterten Grenadiere des „Leibgrenadier-garde-Regiments“ wurden größten Teils entlassen und aus dem Rest das „Hessen-Hanau-Lichtenbergische Grenadier-Bataillon“ zu 400 Mann formiert, das 1792 als „2. Leib-Grenadier-Bataillon“ ebenfalls nach Darmstadt abgezogen wurde.

Die Uniformen im Infanterieregiment No. 12

Die 1752 auf Iniative des Erbprinzen Ludwig (IX.) von Hessen-Darmstadt neu eingeführte Montur schälten wir in ihrer engültigen Form aus zahlreichen Proben und Vorschlagsstücken des B.I. heraus.

Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts bestand die Regimentsuniform aus einer blauen Uniformjacke mit roten Aufschlägen.

Auf dem roten Buschaufschlag und den runden offenen Ärmelaufschlägen befanden sich weiße Schleifen. Die Mütze der Grenadiere war blaurot, Goldmessingbeschlag mit einem schwarzen Adler und rot-blauem Püschel.

   

Grenadier/Musketier

 

Unteroffizier

 

Offizier

Tambour

Tambour: Die Borte wurde ebenfalls 1752 eingeführt und zeigt die hessischen Hausfarben. Zur neuen Uniform nennt das Buchsweiler Inventar für den Hoboisten eine besondere Borte: „Von rot und weißem Kamelhaar, in der Mitte Silber“

(Galerie der Uniformen nach Adolph von Menzel)

Regimentsfahne: Die Regimentsfahne war hellgrün mit weißen Strahlen.

Taschenblech: Das Schildhaupt zeigt den Namenszug , nicht den Adler – wie auch ein Beutestück Forchtensteins belegt.

Trommel: Nach einer Handzeichnung Landesbibliothek Darmstadt, Mappe 20. Die Reifen Zeigen alle zeigen alle 3 hessischen Hausfarben, also mindestens bis 1757.

Gewehrmantel: Nach dem Paravent der Regimenter Ludwigs IX. – früher Darmstadt, großherzogliche Sammlung, jetzt Bodemuseum Berlin.

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Hans Bleckwenn: Die friderizianischen Uniformen

 

Die Uniformen im Lazarettwesen

Die Uniformen des preußischen Lazarettwesens sind relativ schlicht:

Die Lazaretthelfer, entsprechend den Gemeinen, trugen einen blauen Rock mit silbernen Knöpfen, schwedische Aufschläge, Weste in rot und Hosen aus Leder und die üblichen schwarzen Gamaschen.

Ein Feldscher
(nach dem 7.jährigen Krieg)

Der Feldscher und der ihm vorgesetzte Chirug oder Oberchirug trugen im Prinzip die gleiche Uniform wie die Lazaretthelfer. Als einziges „Rangzeichen“ war die rote Weste mit einer geschwungenen silbernen Borte belegt. Feldscher und Chirug trugen Stiefel und Degen, aber kein Degen-Portepée, dass ansonsten den Offiziersrang in der preußischen Armee anzeigte.

Der Regiments-Unterstab

Der Regiments-Unterstab umfaßte Regiments-Tambour, sechs Oboisten, sechs Pfeifer, Büchsenmacher und Schäfter, Auditeur und Profoß, Feldprediger, Quartiermeister, Lazarett-Chirurgus mit zwölf Kompanie-Feldschers. Einige dieser Rollen stellen wir in unserem Regiment dar und möchten diese vorstellen:

Lazarett-Chirurgus

Lazarett-Chirurgus Franz von Seifert

* 30. Juli 1704 in Hamm

am 01.08.1729 Meldung beim Generalchirurgo von der Armee und Directore von allen Chirurgis gemeldet , vor dem Collegio medic ein Examen abgelegt über Kenntniss der innerlichen Krankheiten und einen cours des opérations abgelegt

Regiments-Feldscher

Regiments-Feldscher Friedrich-Wilhelm Lorenz

* 23.07.1695 in Alten-Bauna in Hessen

wurde unter Friedrich-Wilhelm I. in der Charité als Pensionärs-Feldscher ausgebildet und dann als Regiments-Feldscher im IR 12 angestellt.

Lazaretthelfer Karl Schäper
Lehrling der Chirurgie

* 02. September 1743 in Hammwegen

Wegen schwächlicher Konstitution und zu geringem Maß als Musketier im IR 9 nicht tauglich. Um eine Versetzung zu einem Garnisonsregiment zu vermeiden Eintritt in das Garnisonslazarett zu Hamm und wegen guter Führung und schulischer Vorbildung als Lehrling der Chirurgie angenommen, um dereinst Medicus zu werden

Feldprediger

Ein preußisches Regiment der Infanterie und der Kavallerie galt in der Zeit des siebenjährigen Krieges als eigenständige Kirchengemeinde. Ihm stand, quasi als Pfarrer, ein sogenannter Feldprediger vor. Die Aufgaben des Feldpredigers sind die gleichen eines zivilen protestantischen Pfarrers: Durchführung theologisch-seelsorgerlicher Handlungen wie etwa: Taufen, Konfirmationen, Beichte, Gottesdienste, Austeilung des Abendmahls, Verheiratung von Regimentsangehörigen und Beerdigungen. Neben diesen angeführten Handlungen wurden in jedem preussischen Regiment zwei Mal am Tag Bet-Stunden (Andachten) gehalten, die jeweils 15 Minuten dauerten und die ebenfalls vom Feldprediger gehalten wurden. Des Weiteren gehörte es zu den Aufgaben des Feldpredigers regelmäßig Krankenbesuche im Lazarett des Regiments zu absolvieren sowie die Kirchenbücher des Regiments auf dem aktuellen Stand zum halten. Obwohl das Reglement für die Feldprediger vorsah, daß diese nicht aktiv an Kampfhandlungen teilnahmen, bezeugen zahlreiche Quellen, daß sie bei Kampfhandlungen hinter der Linie bei den Soldaten standen und diese beruhigten und sie sogar im Falle einer versuchten Desertation zurück hielten. Neben den evangelisch-lutherischen Feldpredigern gab es in Preußen auch reformierte und katholische Feldprediger.

 Christian Fürchtegott Brinkkötter

* 08. September 1719 in Schildesche, Minden-Ravensberg

Ältester Sohn einer alteingesessenen Pfarrersfamilie.
1734 Besuch der Lateinschule im nahen Bielefeld (Heute Ratsgymnasium)
Ab 1740 Studium der Theologie und Philosophie an der Universität Halle
1749 Eintritt in den Dienst des Feldpredigers, zuerst Infanterieregiment No. 10, später Infanterieregiment No. 12.

Profoß

In der preußischen Armee wurde in jedem Regiment nur je ein Steckenknecht bzw. Stock-Meister vorgehalten: diese nannte man Profoß. Die Aufgaben im Regiment sind Übeltäter in Verhaft zu nehmen, die Aufsicht dann über diese zu führen und zuweilen auch die Strafen über sie zu verüben.

Johann Albert Säumenicht

* 27. April 1718 in Lingen

Jüngster Sohn eines Schreiners
1742 Eintritt in den Dienst als Musketier beim Infanterieregiment No. 09
1745 Verwundung bei der Schlacht bei Kesselsdorf, infolgen dessen Invalide
1747 Wiedereintritt in den Dienst. nun als Stockmeister/Profoss Infanterieregiment Nr. 12

Über das Ansehen des Profoß hat der einstige Theologiestudent Friedrich Christian Laukhard, Soldat in preußischen und österreichischen Diensten, berichtet:

„Ein preußischer Profoß ist aber eine gar traurige Personage. Der kaiserliche Profoß ist ein angesehener Mann, welchen die Soldaten und Offiziere ihren „Herr-Vater“ heissen. So ein Profoß hat auch ein gutes Traktatment und artige Kleidung. Hingegen ein preußischer Profoß ist gewöhnlich ein alter Invalide, der schlechten Sold erhält und eine ausgezeichnete Uniform trägt, grau mit grüner Garnitur; auch keinen Steckenjungen hat, der die Gefangenen schließe oder die Stecken und Ruten schneide und dergleichen, das muss der preußische Profoß alles selbst tun. Daher ist er auch bei jedem Soldaten verachtet und verspottet; keiner trinkt mit ihm, und er darf sich nicht unterstehen, in ein Wirtshaus oder in eine Markentenderhütte zu kommen wo Soldaten sind; sogar die Packknechte wollen den Profoß nicht um sich leiden. Wenn man endlich weiß, dass auch die Packknechte von den Soldaten verachtet und bei jeder Gelegenheit mißhandelt werden, so kann man sich so ziemlich den Begriff machen, was der arme Profoß bei den Preußen gelten möge.“