„Eine wackelige Sache“- Nachweisbarkeit von Gewehrpyramiden zur Zeit des Siebenjährigen Krieges
„Eine vorwärts eine rückwärts die dritte durch“ eine der ersten Sachen die Neulingen mit Vorliebe beigebracht wird ist das Aufstellen einer Gewehrpyramide in der Marschpause.
Die Varianten sind vielfältig mal rottenweise zu je drei Musketen, mal eine Pyramide für den ganzen Zug. Letztere sind in der Napoleonischen Zeit in mannigfaltigen Ausführungen, je nach Zeit und Land belegbar. Wie verhält es sich aber in Preußen im Siebenjährigen Krieg?
Tatsächlich finden sich in keinem der Infanterie Reglements bis zum Ausbruch des Siebenjährigen Krieges ein Verweis auf die Bildung von Gewehrpyramiden (Die Anordnung in den Schutzzelten = Gewehrmänteln ausgenommen, welche eine Sonderform darstellt und keine direkte Gewehrpyramide).
Stattdessen wurde das Gewehr auf den Pausen gestreckt (Handgriff in 4 Tempi bei dem das Gewehr vor dem Soldaten auf den Boden gelegt wird) wie aus dem II Titul „Wie die Armee auf dem Marche Rende – vous halten soll.“ / III.Artic hervorgeht
„Der Major muß, sobald ein Bataillon aufmarchieret ist, das Gewehr ordentlich strecken lassen, und die Compagnie solen durch die Feldwebels verlesen werden;“ (Reglement vor die Königlich Preußische Infanterie 1750 / S.185 Z.19 – 22)
Durch das strecken des Gewehrs war der exakte Standpunkt des Soldaten markiert sodass nach der marschpause das Bataillon ohne sich groß zu richten wieder in einer geraden Linie stand. Darüber hinaus musste das Gewehr beim Abmarsch lediglich wieder aufgenommen und nicht umständlich aus der Pyramide gelöst werden.
Einen weiteren Hinweis hierauf gibt Ulrich Bräker in seinem „Der Arme Mann in Tockenburg“ „Inzwischen bekamen wir Ordre, hier kein Gezelt aufzuschlagen, auch Gewehr niederzulegen, sondern immer mit scharfer Ladung bereit zu stehen, weil der Feind in der Nähe sei.“ (Der Arme Mann in Tockenburg S.146) Da die Schlacht von Lobositz unmittelbar bevor stand wurden die Musketen, nicht wie sonst offenbar üblich gestreckt.
Streckt das Gewehr (rechts) in Johann Conrad Müllers „Der Wohlexerzierte Preußische Soldat“ 1759
Es wäre eine große Bereicherung der Szene solches in den Pausen außerhalb des Lagers auch auszuführen und die überkommenden Gewehrpyramiden als Anleihe der Napoleonik und späteren Epochen hinter sich zu lassen.
Für alle die hier Angst um ihre Musketen bekommen sei gesagt dass es nicht schaden wird sie einige Minuten mit der Batterie zu Oberst im Graß liegen zu lassen. Lediglich bei Regen wird man auch im 18.Jahrhundert von dieser Praxis gelassen haben doch in diesem Fall hilft auch keine Gewehrpyramide sondern nur das „Verdecken“(Handgriff in 5 Tempi bei dem das schloss der Muskete regensicher in der Achsel des Soldaten verdeckt wird) der Muskete.
In diesem Sinne Frohes exerzieren.
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