Dreigliedriges Feuern nach dem Reglement vor die Preußische Infanterie 1750

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Dreigliedriges Feuern nach dem Reglement vor die Preußische Infanterie 1750

 

 

Die erste Voraussetzung für dreigliedriges Feuern ist die Korrekte Rangierung (Ordnung) der Soldaten. Dabei haben die größten Soldaten im ersten, die Kleinsten im zweiten und die Mittelgroßen im dritten Glied zu stehen.[1] Dies gewährleistet ein Optimales zielen für alle durch das ab knien der Größten ist es den Kleinsten möglich über sie hinweg zu feuern.

Kommt eine Einheit so zum Chargieren soll sie „in Rotten so geschlossen seyn, daß die Kerls die Arme dichte an einander haben, und die Glieder sollen allzeit dichte auf Säbel=Spitze geschlossen sein.“
(Reglement vor die Königlich Preussische Infanterie 1750 / S.56 Z.1-5)
[2]

Die einzelnen Rotten (rotte=3 Mann hintereinander)[3] sollen also so eng aneinander stehen das man den Arm des Nebenmanns dicht an seinem Körper hat während man zum Vordermann bis auf die Säbelspitze aufrückt.

Dies scheint uns heute sehr eng. Es muss jedoch bedacht werden, je enger man steht desto mehr Musketen kommen auf einen Meter Front. Die Fähigkeit auf kleinst möglichen Raum zu Laden und zu feuern war entscheidend für die Feuerkraft einer Einheit, sowie für Ihre Widerstandskraft gegen Nahkampfangriffe und Kavallerieattacken.

 

Ablauf des dreigliedrigen Feuern und Chargierens einer korrekt rangierten Rotte. (Lauterbach 2017)

Man beachte die Kopfhaltung in Bild drei wobei Die Kerls „…langs des Laufes nach dem Korn, und ins Feuer dreiste hinein sehen müssen ; Denn ein Soldat wissen muß, wo er hinschiesset, nehmlich nicht in die Luft oder die Erde…“ (Reglement vor die Königlich Preussische Infanterie 1750 / S.57 Z.17-20)

 

Erhält die so kompakt aufgestellte Truppe nun den Befehl „Macht euch Fertig“ werden die ersten zwei Tempi wie üblich ausgeführt.
Im dritten Tempo kniet das erste Glied gleichzeitig ab, dabei bleibt der linke Fuß wie immer auf der Stelle und der rechte geht nach hinten, so dass man ein Stück weit in das zweite Glied zurück kniet.[4]

Die hinteren Glieder rücken als dann im dritten Tempo beide nach rechts auf. Das zweite Glied macht einen kleinen Schritt nach rechts vorn und hat so das Bein des ersten Gliedes zwischen seinen, das dritte Glied macht einen größeren schritt nach rechts so dass es später über die rechte Schulter seines Vordermannes zielt.[5]

Nun folgt der Befehl „An“. Hierbei zielt das erste Glied senkrecht während die hinteren Glieder etwas tiefer auf den Gegner Zielen.[6]
Nach dem Feuern steht das erste Glied direkt wieder auf und die beiden hintern Glieder treten wieder in ihre Ausgangsposition.

Nun muss in der dichten Formation nachgeladen werden. Hierbei hält lediglich das erste Glied das Gewehr Flach auf Höhe der Koppel. Das zweite hält das Gewehr auf Bauchnabel und das dritte Glied auf Brusthöhe. So kann bei konstant enger Formation nachgeladen werden.[7]

Probiert es aus!

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Quellen:

Reglement vor die Königlich Preußische Infanterie / Berlin / 1743

Reglement vor die Königlich Preußische Infanterie / Berlin / 1750

Einrichtung des Kriegswesens für die Preußische Infanterie zu Friedens-Zeiten / Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau / Berlin / 1773

 

 

[1] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 8.

[2] Reglement vor die Preußische Infanterie 1750, 56.

[3] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 8.

[4] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 71.

[5] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 71.

[6] Reglement vor die Preußische Infanterie 1743, 72.

[7] Schmettau 1773, 88.

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